Marin Marais
Marin Marais wurde im Jahre 1656 als Sohn eines Schuhmachers geboren und 1666, nach dem Tod der Mutter, im Alter von 10 Jahren Chorknabe in St. Germain-l'Auxerrois, wo sein Onkel Kaplan war. Die Leitung der Kapelle dieser Kirche hatte zu dieser Zeit der Komponist François Couperin inne. Hier erlernte Marais vermutlich schon als Chorschüler das Spiel der Viola da gamba, denn nach Verlassen des Chores wegen seines Stimmbruches im Jahre 1672, wurde er unverzüglich von den Gambisten Nicolas Hotman und dem Monsieur de Sainte-Colombe unterrichtet, welche zu dieser Zeit sicher zu den gefragtesten Gambenspielern zählten und demzufolge vermutlich keinen blutigen Anfänger im Gambenspiel ausgebildet hätten.
1676 wurde Marin Marais Mitglied im „petit choeur“ und spielte hier für König Ludwig XIV., den Sonnenkönig. Dieses kleine Ensemble, welches in dieser Zeit von Jean-Baptiste Lully (1632-1687) geleitet wurde, hatte vor allem die Aufgabe, die Sänger am königlichen Hof zu begleiten. Marais erhielt in dieser Zeit Gamben- und Kompositionsunterricht und wurde Assistent Lully's. Im Jahr 1676 heiratete Marin Marais dann seine Braut Catherine Damicourt, die Tochter eines Sattlermeisters.
Schon im Jahre 1679 erreichte Marin Marais die Position des Sologambisten der königlichen Kammermusik („joueur de viole de la musique da la Chambre“) und erhielt seine Ernennungsurkunde. Von nun an musste er dem König regelmäßig auf der Gambe vorspielen, schrieb seine Stücke selbst und entwickelte in dieser Zeit eine siebensaitige Gambe, die eine zusätzliche Basssaite bekam. Weiters zeigte er einen neuen Fingersatz auf, der sich rasend schnell überall in der Fachwelt durchsetzte.
Im Jahre 1685 wurde Marais Mitglied im Orchester der „Acadèmie Royale de Musique“ (einer Art Hochschule). Er leitete zusätzlich das Opernorchester des Hofes, für welches er eigene Werke komponierte und er unterrichtete außerdem an der Königlichen Akademie.
In dieser Zeit verbreitete sich der Ruhm von Marais als hervorragender Gambist und Komponist. Jean Rousseau schreibt in seinem Traîté de la Viole (1686): „Man kann auch nicht daran zweifeln, dass sich die Geschicktesten unserer Zeit perfektioniert haben, indem sie seinen (Sainte–Colombes) Spuren gefolgt sind, besonders Herr Marais, dessen Können und schöne Interpretationen ihn von allen anderen unterscheiden, so dass er mit Recht von all seinen Hörern bewundert wird.“
1686 gab Marin Marais sein Debüt als Hofkomponist. Nach dem Tod Jean-Baptiste Lully's im Jahre 1687 entfachte sich ein Richtungsstreit, welche Musik am Hofe Vorrang haben sollte: die italienische Musik u.a. von Scarlatti und Corelli oder die französische von Komponisten wie Couperin oder Lully.
Die Traditionalisten der französischen Musik lehnten die verfeinerte Harmonik, Chromatik und Koloraturen der Italiener vehement ab. Zu diesen Verfechtern gehörte auch Marin Marais. Er ging sogar soweit, dass er seinen Schülern das Spielen der als italienisch verpönten „Sonate“ verbot. Im Jahre 1705, als Marais bereits in ganz Europa bestens bekannt war, wurde er Leiter des Orchesters der „Acadèmie Royale de Musique“. Dies blieb er bis zum Jahre 1710. Im Jahre 1715 zog sich Marais aus den Diensten des Königs Ludiwg XV. zurück und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahre 1728 an der Herausgabe seiner Werke.
Marin Marais war die Hauptfigur der französischen Gambenmusik des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Er galt als einer der besten Spieler der Viola da gamba und hinterließ zahlreiche Kompositionen. Er verbrachte den Großteil seines Lebens in Paris, davon den Hauptteil in königlichen Diensten.
Carl Friedrich Abel
Carl Friedrich Abel wurde in Köthen im Jahre 1723 als Sohn des berühmten Gambenvirtuosen Christian Ferdinand Abel geboren. Als Schüler der Leipziger Thomasschule wurde er vermutlich von Johann Sebastian Bach unterrichtet, gesichert erwiesen ist dies jedoch nicht. Das Gambenspiel erlernte Carl Friedrich Abel jedoch von seinem Vater.
Seine erste Anstellung als Gambist erhielt er etwa 1743. Johann Sebastian Bachs Empfehlung an den damaligen Dirigenten der Dresdner Hofkapelle Hasse ermöglichte die Anstellung des jungen und virtuosen Gambisten Carl Friedrich am Dresdner Hofe. In Dresden wirkte Abel bis zum Jahre 1757.
Der Ruhm des Virtuosen verbreitete sich rasch und so unternahm Abel ab 1758 vermehrt Konzertreisen innerhalb Deutschlands. Weitere Reisen führten ihn über Paris auch nach London. Mit großem Erfolg gab er hier ein erstes Konzert mit eigenen Kompositionen auf verschiedenen Instrumenten, vor allem der Gambe und dem Baryton, für das auch Haydn Kompositionen geschaffen hatte. Weitere Solo-Konzerte folgten, daraufhin ließ sich Carl Friedrich Abel endgültig im Jahre 1759 in London nieder, wo er zum Kammermusiker der Königin Sophie Charlotte ernannt wurde und neben der Tätigkeit als Gambist auch als Cembalist und Hornist beschäftigt war.
In seiner Partnerschaft mit Johann Christian Bach, der sich im Jahre 1762 in London niederließ und die Bekanntschaft des berühmten Abel suchte, entstand im Jahre 1765 die Reihe „Bach-Abel-Konzerte“, die das Londoner Musikleben viele Jahre lang bereichern sollte. Diese Konzertreihe stellte neben dem Pariser „Concert Spirituel“ das wichtigste europäische Konzertunternehmen zwischen den Jahren 1765 und 1789 dar. Es waren die ersten Abonnementskonzerte der englischen Geschichte.
1764 gelangte auch der 8 Jahre alte Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Vater nach London und besuchte Abel, dessen kompositorischen Satz er studierte. Als Muster kopierte er sich Abels Es-Dur Sinfonie (op.VII,6) in sein Notizbuch, die dadurch fälschlicherweise als "Mozarts Sinfonie Nr. 3" in das Köchel-Verzeichnis (KV 18) gelangte.
Nach dem Tod Johann Christian Bachs im Jahre 1782 nahm der Erfolg der Konzertreihe ab und Abel führte sie nur noch ein Jahr weiter, ehe er nach Deutschland zurückkehrte, wo es ihm nicht gelang Fuß zu fassen. Er kehrte zwei Jahre später wieder nach London zurück, wo er immer noch als Musiker gefragt war. Er wurde jedoch zum Trinker und starb im Jahre 1787 in ärmlichen Verhältnissen.
Abel war der letzte große Solist der Gamben–Spielkunst. Mit ihm verschwand das Instrument aus der Reihe der Orchester- und bald danach auch der Solo–Instrumente.
Claudia Rook
Literatur:
Heinrich Peter Schökel: Johann Christian Bach und die Instrumentalmusik seiner Zeit. Wolfenbüttel 1926
S. M. Helm: Carl Friedrich Abel, Symphonist. London 1953
J. Hsu: Les Ouvres instrumentales de Marin Marais, New York 1980
S. Millot: Martin Marais, Paris 1991